Tuesday, November 28, 2006

Keine Strykliesel

wurde mir heute bei gmail von der Werbung angezeigt. Dazu bestand auch kein Anlaß, denn es ging nicht um Samuel Stryk. Es ging vielmehr um eine Examens(probe)klausur und aus diesem Anlaß tauchte dieses Angebot auf. Die Leute vom akademischen Ghostwriting bieten an, "in einem zulässigen Rahmen" in enger Zusammenarbeit mit dem Kunden "Ideenpapiere und Denkhilfen für Skripte, Referate, Hausarbeiten, Seminararbeiten, Diplom- und Magisterarbeiten sowie Dissertationen und Habilitationsschriften" zu erarbeiten. Schade nur, dass der "zulässige Rahmen" bei Klausuren womöglich noch etwas enger ausfällt als bei den aufgezählten Prüfungsarbeiten. Und schon bei Diplomarbeitenhund anderen Prüfungsarbeiten ist dieser Rahmen doch wohl eher mikroskopisch klein.

Friday, November 03, 2006

Harald Gutherz (29. Januar 1880 — Ende Januar 1912)


Fundsache aus der Arbeit über das deutsche Schutzgebiet Kiautschou: Harald Gutherz war der erste juristische Dozent an der deutsche-chinesischen Hochschule in Qingdao. Sein Lebenslauf ist bemerkenswert:

Gutherz wurde in Wien geboren, legte aber aus Begeisterung für den ungarischen Dichter Sándor Petőfi die Maturitätsprüfung am königlichen Gymnasium in Preßburg (heute Bratislaswa, ungarisch Pozsany) in den Fächern ungarische Sprache, Literatur und Geschichte ab (1899).

Gutherz begann ein Jurastudium in Wien, trat aber vor allem als Schriftsteller in Erscheinung. 1901 veröffentlichte Gutherz die Erzählung "Werner Haymdorf". 1905 folgten "Drei naturalistische Erzählungen und 1907 der Band "Licht". Alle Werke sind heute anscheinend vergessen, brachten Gutherz aber immerhin biographische Einträge in verschiedenen Literaturlexika ein.

1902 beendete Gutherz sein Studium. 1904 wurde er promoviert. Die Doktorarbeit habe ich bislang nicht gefunden.

Ab 1902 war Gutherz im Hauptberuf Rechtspraktikant (Auskultant) am Oberlandesgericht in Wien. 1909 ging er nach China und begann seine Dozententätzigkeit in Qingdao. Allerdings muß er bald nach Euoropa zurückgekehrt sein, denn 1911 wurde er an der Universität Berlin habilitiert. Sein Lehrer war der Strafrechtler Franz von Liszt. Die Hablitationsleistung war vermutlich die schon 1908 und 1909 in zwei schmalen Bänden erschienene Abhandlung "Studien zur Gesetzestechnik". Es lassen sich aus dieser Zeit auch noch einige kleinere juristische Arbeiten finden.

Gutherz muß aber auch weiterhin literarische Interessen gepflegt haben. So steuerte er Beiträge zu der heute noch heute erhältlichen Ausgabe des Tao Te King von Richard Wilhelm bei. Außerdem scheint er mit bedeutenden Künstlern seiner Zeit in Korrespondenz gestanden haben. So finden sich Briefe von ihm im Nachlaß des Malers Melchior Lechter im kalifornische Getty-Museum 2 Briefe von Gutherz.

Am Ende der Recherchen zu Gutherz stieß ich dann auf den folgenden Satz: "In einem Zustand hochgradiger Erregung erschoß er sichin Kufstein Ende Januar 1912".

(Quelle: Franz Brümmer: Lexikon der deutschen Dichter und Prosaisten vom Beginn des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart, 6. Auflage, 1913, Bd. 1, 17 und 8, 207).

Tuesday, October 31, 2006

Wörter, die man NIE gebrauchen sollte (Teil 1 von vermutlich vielen)
Vielleicht sollte man einen Blog ja mit einem gewichtigen Thema beginnen. Aber gerade bin ich auf etwas gestoßen, was mich so aufregt, daß ich der Versuchung nicht widerstehen kann, daraus den ersten Eintrag in die res Trevirenses zu machen: in dieser Veranstaltungsankündigung wird doch wirklich und wahrhaftig auf den Vortrag einer »Doktra« hingewiesen. Und für welches Fach? Sprachwissenschaften.

Während sich die Trierer Römerinnen und Römer in ihren Gräbern umdrehen, wollen wir hoffen, daß die Doctrix philologiae, deren Vortrag angekündigt wird, nicht selbst für den Fehlgriff verantwortlich ist und bitten alle, die nach einer weiblichen Form des Doktortitels suchen, dieses Unwort schleunigst zu vergessen.